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AAI und Mirko Malle im “Gornjesavski muzej”- 2013

Jesenice, Museum im Schloss Kos. 28. Februar – 29. März 2013                                                

Die Ausstellung im Schloss Kos besteht aus zwei Teilen: im ersten sehen wir die Umsetzung der künstlerischen Idee des Kollektivs Articulacion Artistica International (A.A.I.), im zweiten die bildnerisch-musikalische Installation Barvno dirigiranje (Farbdirigieren) des Malers Mirko Malle. Das KünstlerInnenkollektiv A.A.I. möchte durch klassische Malerei, Poesie und Performance ein Gesamtkunstwerk erschaffen, das den Betrachter nicht gleichgültig lässt. Die KünstlerInnen arbeiten als Kollektiv, innerhalb dessen jede/r KünstlerIn (DichterIn, MalerIn, MusikerIn…)

einen Beitrag zur Umsetzung der künstlerischen Idee in der realen oder der virtuellen Welt leistet. Das Wesentliche ist für die Mitglieder der A.A.I. Kollektivismus, eine stringente Einheitlichkeit ohne „Egotrips“ in der Kontinuität zwischen Bild und Wort. Das Kollektiv hält sich in seiner Arbeit an mehrere Manifeste, die seine künstlerische Arbeit beschreiben und durch diverse Textfragmente in unterschiedlichen Sprachen ergänzt werden. All das geschieht in Form der Perforation, eines Konzepts der interdisziplinären Kunst – der Text steht im Dialog mit Musik, Performance oder bildender Kunst. Die A.A.I. ist in ihrer Arbeit an dem Punkt angelangt, wo sie traditionelle Formen künstlerischer Ausdrucksweise als zu beengend sieht, um mit ihnen das ausdrücken zu können, was Kunst ihrer Ansicht nach ausdrücken muss. Die Mitglieder des Kollektivs glauben, dass nicht das Wort bedeutend ist, sondern die lebendige Stimme, die in suchenden Gesprächen sowie in bildender Kunst, Musik und Tanz ihren Ausgang nimmt.

Die A.A.I. verwendet ihr künstlerisches Können für die Darstellung von Stimmungen, die immer durch eine sorgfältig ausgewählte bildnerische Basis gezeigt werden. Im Sinne der Durchsichtigkeit einer antiken Patina scheint die Poesie – die wichtigste Trägerin der Erzählung – wie durch ein edles Spinnennetz hindurch und lässt bei der/dem BetrachterIn bzw. LeserIn jenen Funken überspringen, der dazu anregen soll, über die eigene Identität und das eigene Lebensumfeld nachzudenken. Der Zyklus Rokopisi iz plastenk (Die Plastikflaschen-Manuskripte) offenbart eine ökologische Kritik und soll zukünftigen Generationen als Warnung vor den drohenden Gefahren für unsere Umwelt dienen. In ihrem Manifest haben die Mitglieder der A.A.I. unter anderem Folgendes festgehalten: „Die absurde materielle Dynamik auf diesem Planeten ist wie ein wildes Rennen geradewegs in das zähnefletschende Maul eines lügenhaften Gottes.“ Das ist der rote Faden, auf dem das KünstlerInnenkollektiv A.A.I. sein unverkennbares Erscheinungsbild aufbaut. Für kurze Augenblicke berührt die A.A.I. sogar das Informel, woran auch die materielle Konkretheit der Bildoberfläche erinnert (das Auftragen von Farbe, Papier, Wachs und anderer Materialien), die künstlerische Materie wird jedoch immer einem fixen schöpferischen Prinzip untergeordnet, woran uns der Zyklus Svetlobne slike s poezijo (Lichtbilder mit Poesie) erinnert.Die Verse voll reichhaltiger Symbolik werden erst durch die physische Berührung des Betrachters mit der Bildoberfläche sichtbar, sie rufen nach Freiheit, Wahrheit, Schönheit, die das menschliche Wesen letztendlich determinieren.

Der zweite Teil der Ausstellung umfasst die bildnerisch-musikalische Installation von Mirko Malle, der zu den jüngeren Vertretern der Absolventen der Kunstakademie Ljubljana gehört. Bereits während des Studiums befasste er sich mit neuen Zugängen zum modernen bildnerischen Ausdruck und der Integration unterschiedlicher künstlerischer Elemente in seine Arbeit. So schuf er seine ersten musikalisch-visuellen Installationen, in welchen er das Verhältnis zwischen Malerei, Musik und Poesie auslotet. In seiner künstlerischen Arbeit widmet er sich auf analytische und problemzentrierte Weise allen grundlegenden Fragen der abstrakten Malerei (z. B. Unabhängigkeit der Formen im Bildraum, Bestimmbarkeit der Farben, Darstellung der Bildbewegung und Eindruck einer Lichtausstrahlung, die durch die Anfügung von Leuchtkörpern und mathematisch berechneten Musikverhältnissen ergänzt werden, mit welchen er eine Harmonie zwischen den Farben und der grundlegenden bildnerischen Idee schaffen will). So baut er in seine rhythmisierten Abfolgen von Bild und Ton musikalische Elemente und Farbharmonien ein, die unmittelbar auf unsere Sinne wirken. Mit seiner musikalisch-bildnerischen Installation markiert der Künstler buchstäblich eine eigentümliche visuelle und hörbare Harmonie.Malle geht dabei von der antiken Philosophie der Pythagoräer aus, die der Meinung waren, dass Musik unmittelbar auf den Menschen wirkt und deshalb auch seine Seele beeinflussen kann. Damit schafft sie eine Brücke zwischen materieller und ideeller Welt. Laut pythagoräischer Philosophie sendet alles im Universum Klänge, Vibrationen und Töne. Das gilt demnach auf für die Planeten, die um einen Mittelpunkt kreisen und Töne generieren, welche wiederum zur kosmischen Oktav zusammengefügt werden. Pythagoras erkannte, dass musikalische Verhältnisse mathematisch erfasst werden können. Die pythagoräische Sphärenharmonie wendet auch Mirko Malle in seiner bildnerisch-musikalischen Installation an, für die er mit Hilfe von mathematischen Berechnungen die musikalischen Verhältnisse zwischen den Tönen und den Farbpartien bestimmt hat.

Die A.A.I. ist mehr als ein Kollektiv. Sie ist eine Bewegung von zahlreichen Kreativen aus der ganzen Welt, die uns in ihrer Suche neue Möglichkeiten für die Bereicherung der modernen Kunst eröffnen, und das ganz ohne egoistische Zugänge, wichtig ist allein der künstlerische Ausdruck.

Text: Aljaž Pogačnik, Kunsthistoriker, Museumsberater,Kustos für Kulturgeschichte und Galerietätigkeit